Was war das für eine Zeit, in der es galt Wohnungen für Kriegsheimkehrer und Flüchtlinge zu bauen, als es darum ging die Bürgersteige zu befestigen oder die ersten Ortskanäle zu planen, als neue Kindergärten noch vom Hessischen Ministerpräsidenten eingeweiht wurden und Kommunalpolitik mehr aus handeln als aus darüber reden bestand. Es war die Zeit, in der Sozialdemokraten im Kreis Groß-Gerau die Verantwortung getragen haben, nah bei den Menschen von der Mainspitze bis ins Ried.
Viele von ihnen haben sich jetzt im Schloss Dornberg getroffen, manche nach langen Jahren erstmals wieder gesehen. Der älteste unter ihnen, der der am weitesten zurückblicken kann: Otto Sutter, Bürgermeister von Bischofsheim zwischen 1958 und 1964, zuvor aber schon Gemeindevertreter und Mitglied im Kreistag. Mit dabei aber auch Willi Blodt, Wolfskehler Bürgermeister, Landtagsabgeordneter und mehr als zwei Jahrzehnte Landrat. Die Idee zu diesem Veteranentreffen hatte sein Nachnachfolger Thomas Will, der aber auch Heinrich Born, Bürgermeister von Leeheim in den sechziger Jahren und Andreas Hofmann, Bürgermeister von Wolfskehlen und Riedstadt in den siebziger und achtziger Jahren begrüßen konnte. Unter der Schar der Ehemaligen: Bernhard Brehl (Mörfelden-Walldorf), Erhard Engisch (Kelsterbach), Ernst Peter Layer (Rüsselsheim), Rudolf Zaich (Nauheim), Endrik Lankau (Groß-Gerau), Baldur Schmitt (Kreis Groß-Gerau) und Reinhold Hennig (Trebur).
Erfahrung trifft Zukunft lautete das Motto des sonntäglichen Brunches, denn schließlich wollte man nicht nur in Erinnerungen schwelgen. Und so waren auch ganz junge Sozialdemokaten dabei. Linda Jansen, die jetzt dem Studium folgend in Dresden eine Auszeit vom Kreis Groß-Gerau nimmt, Caroline Bender, die in Rüsselsheim Umwelttechnik studiert und wohl am April 2011 im Kreistag dabei sein wird, Patrik Hinz, Schüler der elften Klasse am Max-Planck-Gymnasium in Rüsselsheim und Fabian Will, bei dem das politische Engagement schon vom Großvater und den Eltern geweckt wurde. Eigentlich wollte man sich an diesem sonnigen Vormittag im Herbst austauschen, darüber reden was heute anders ist als vor zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren, warum Kommunalpolitik auch 2010 noch Spaß machen kann und ob die Jungen was von den Alten lernen können (und umgekehrt).
Dazu sollte es aber (leider) nicht kommen. Das köstliche Frühstücksbuffet, die bewegten Bilder aus dem Kreis der achtziger Jahre und die lebendigen Erzählungen der Oldies ließen die zwei Stunden wie im Fluge vergehen und so kam es wie es kommen musste: Erhard Engisch regte es an – man verabredete sich für das Frühjahr 2011 um bei Kreppel und Kuchen dem Wunsch von Willi Blodt zu folgen: dann fragt ihr uns einfach Löcher in den Bauch.