Mehr Energie erzeugen als verbrauchen

Auf dem Weg in den Süden sind in diesen Sommerfreien viele Menschen. Sie suchen ein paar Wochen Entspannung in den bayrischen Alpen oder in Österreich. Die meisten von ihnen fahren mit dem Auto über die A3. Ihnen mag es genauso gehen wie denen, die Richtung Osten fahren und die Kurbäder in Tschechien oder Dresden als Ziel haben. Spätestens nach den Höhen des Spessarts stehen mal links oder rechts der Autobahn großflächige Solaranlagen die Strom für jeweils 2.000 Menschen oder mehr erzeugen.

Wie man solche Anlagen auch heute noch bauen kann, wie man sie finanziert, ob sie sich rechnen, wie man vielleicht sogar die Menschen vor Ort dafür begeistern kann, darüber informierten sich jetzt Rita Schmiele und Caroline Bender – die beiden stellv. Vorsitzenden der SPD-Kreistagsfraktion, gemeinsam mit Landrat Thomas Will, in Lauda-Königshofen. Sie waren einer Einladung des zweiten Bürgermeisters Siegfried Neumann und des Geschäftsführers der „Bürgerenergie Tauberfranken“, Joachim Thees, gefolgt und in den nordöstlichsten Kreis Baden-Württembergs, gereist.

Sie staunten nicht schlecht, als sie hörten, dass schon im Jahr 2008 mehr als 100% des Stromverbrauchs von Privathaushalten im Main-Tauber-Kreis durch Erneuerbare Energien gedeckt wurden – heute sind es 225%. Nimmt man den „Stromfresser“ Industrie und Gewerbe hinzu, sind es aber auch stattliche 35,3%, die „sauber erzeugt“ werden. Natürlich spielt in dem ländlichen Kreis zwischen Main und Tauber die Windenergie eine große Rolle, aber immerhin wird dort zu mehr als einem Drittel der umweltfreundliche Strom aus Photovoltaikanlagen gewonnen.
Das ist aber nicht alles: dadurch das vieles in kommunaler Hand organisiert wird und die Energie produzierenden Betriebe ihre Gewerbesteuer vor Ort zahlen bleiben die Gewinne in der Region und es lassen sich Wertschöpfungseffekte in den Kommunen erzielen.

Wie das Konzept jetzt in Lauda-Königshofen umgesetzt wird, das wollten die Sozialdemokaten aus dem Kreis Groß-Gerau von ihren Gastgebern wissen. Die „Bürgerenergie Tauberfranken“ ist eine Genossenschaft, an der sich pro Projekt knapp 200 Menschen aus der Region beteiligen. Sie alle haben Genossenschaftsanteile gezeichnet und so ein Eigenkapital von gut 800.000 € zur Verfügung gestellt. „Das alles ging innerhalb weniger Wochen“ berichtete Joachim Thees begeistert, „denn die Genossenschaft ist immer noch die insolvenzsicherste Rechtsform in Deutschland“. Die Fremdfinanzierung übernahm die örtliche Kreissparkasse und so entstand der Solarpark in Heckfeld, der nicht nur 2.0440.000 kWh in Jahr an „grünem Strom“ produziert, sondern auch seinen Genossen schon heute jährliche Renditen zwischen 5 und 7 Prozent beschert.

Und da dieses Konzept so erfolgreich war wurde es ein paar Kilometer weiter in Dittwar einfach kopiert. Hier sind es jährlich 1.890.000 kWh saubere Energie und gemeinsam kann damit der Jahresbedarf von 5.000 Menschen gedeckt werden. Wer jetzt glaubt, dass Joachim Thees und Bürgermeister Neumann damit zufrieden wären, der irrt: der dritte (noch größere) Solarpark ist in der ganz konkreten Umsetzungsphase.

„Wir rechnen mit einer Eigenkapitalrendite von 7,7 Prozent im Jahr – das sind 154 Prozent in zwanzig und 230 Prozent in dreißig Jahren, ohne dass das Gesellschaftskapital aufgezehrt wird“ berichtete Bürgermeister Neumann, der ergänzte, dass es bei der Umsetzung einen großen politischen Konsens gab und auch die Landwirtschaft gerne ihre Flächen verpachte.

In Bischofsheim hat die rot-grüne Kooperation bereits die Prüfung von „Photovoltaik an Autobahnen“ ins Rollen gebracht und von der Idee einer Bürgergenossenschaft ist auch der Erste Kreisbeigeordnete Walter Astheimer (Grüne) seit längerer Zeit angetan. Landrat Thomas Will versprach mit der Kreissparkasse ein Gespräch zu führen, ob diese der Idee ihrer „Schwester“ in Tauberfranken folgen könne.
Joachim Thees hat schon einmal zugesagt als „Pate“ von der Tauber an den Rhein zu kommen.

Unser Bild zeigt den Geschäftsführer der „Bürgerenergie Tauberfranken“, Joachim Thees, gemeinsam mit den Gästen aus dem Kreis Groß-Gerau vor der Anlage in Heckfeld, direkt an der Autobahn Würzburg – Heilbronn.