„Premiumqaulität mit einigen Löchern“

Pläne, Landkarten, Grafiken und Bilder – alles dies reicht den roten und grünen Kommunalpolitikern nicht aus, wenn es um den Ausbau des Radwegnetzes im Kreis Groß-Gerau geht, denn schließlich haben sie sich auf die Fahnen geschrieben hier eine Vorbildfunktion einnehmen zu wollen. Dass man dabei auf einem guten Weg ist, aber bis zum Ziel noch einiges getan werden muss, davon konnten sie sich am Samstag persönlich ein Bild machen. „Vom Main zum Rhein“ – also von Kelsterbach bis nach Gernsheim – wurde geradelt, immer an den Flüssen entlang, genau auf der Route, auf der fast immer Radler anzutreffen sind.

Rita Schmiele, Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion und Hella Winkler (Bündnis 90/Die Grünen), stellv. Vorsitzende des Kreistages wurden in Kelsterbach herzlich vom Ersten Stadtrat Kurt Linnert begrüßt. Er hatte es sich nicht nehmen lassen für die Gruppe, der auch Landrat Thomas Will angehörte, ein Frühstück im „Grünen Baum“ zu organisieren. Beim Blick auf das Mainvorland und einer guten Tasse Kaffee erläuterte Linnert die geplanten Veränderungen. Gleichzeitig lobte er die Aktivitäten rund um die neue Oelhafenbrücke in Raunheim und kündigte an, dass auch auf den weiteren Abschnitt in Richtung Kelsterbach Verbesserungen geplant sind. Davon konnten sich dann die zwölf Radler auch persönlich überzeugen. „Während die Strecke rund um die Mönchhofkapelle in wenigen Wochen Premiumqualität haben wird“, so Rita Schmiele, „bleibe in Richtung Rüsselsheim und Kelsterbach noch einiges zu tun“.

Thomas Will, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Regionalparks ist, konnte dazu Hoffnung machen, schließlich sind die beiden Mainradwege ganz besonders wichtige Achsen zwischen den Landeshauptstädten und Frankfurt. Am Landungsteg in Rüsselsheim stießen die Vorsitzende des Grünen-Kreistagsfraktion, Silvia Weber und Gerold Reichenbach zu der Gruppe. Mit Blick auf das Opelwerk und die dort problematische Wegführung konnten Will und Reichenbach Hoffnung machen. Die Planung für den Weg am Fluss sei fertig und könne bald umgesetzt werden. Westlich des ehemaligen Motorenbaus ist dies bereits geschehen. Vorbei an Bischofsheim und weiter auf dem Weg nach Gustavsburg ärgert nur noch die Schleusenumfahrung im Stadtteil am Main. Auf der „Ochsenwiese“, mit Blick auf die Werft wurden die Radler von Bürgermeister Richard von Neumann und SPD-Chef Thorsten Siehr begrüßt. Eine kühle Schorle und ein kleiner Imbiss waren selbstverständlich. Die Pause konnte dann aber nicht nur für Gespräche rund um das Fahrrad genutzt werden, sondern für viele politische Fragen. So tauschten sich von Neumann und Silvia Weber über ein generationenübergreifendes Wohnprojekt in Ginsheim aus, das beide als Richtungsweisend bezeichneten.

So ganz trifft dies auf das nächste Teilstück des Radwegs noch nicht zu. An der Bahnlinie und im Gustavsburger Gewerbegebiet bleibt noch einiges zu tun. Dieser Meinung waren auch die beiden stellv. SPD-Fraktionsvorsitzenden Jan Deboy und Caroline Bender. Gänzlich anders dann das Bild ab dem Ginsheimer Altrhein. Bis zum Dammtor bei Geinsheim kann man in der Tat wieder von „Premium“ reden, auch wenn sich Thomas Will über die „Fahrradfallen“ ärgert. Der Landrat versucht seit Monaten hier eine Verbesserung zu erreichen – auch in einem persönlichen Gespräch mit dem zuständigen Minister Florian Rentsch. Leider blieb die Initiative bisher in der Wiesbadener Ministerialbürokratie stecken.

Vielleicht die schönsten Rheinkilometer kann man direkt nach dem Dammtor erleben, bei der Fahrt in den südlichen Kreis. Steffen Passet, der hier oft unterwegs ist, machte die Gruppe darauf aufmerksam, für die es dann weiter nach Erfelden, Stockstadt und Biebesheim ging. Hier, so war man sich bei der Abschlussbesprechung vor der Gernsheimer Stadthalle einig, ist noch am meisten zu tun, denn Schlaglöcher, Sand und Unebenheiten machen es dem Radler schwer.

Zufrieden zeigten sich nach über 60 gefahrenen Kilometern alle Teilnehmerinnnen und Teilnehmer der Tour. Bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen, für das die Gernsheimer Genossen gesorgt hatten, war man sich einig: solche gemeinsamen Aktivitäten will man bald wieder angehen.