Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, wie groß die Defizite in der digitalen Ausstattung der Schulen noch sind. Schüler ohne eigene Endgeräte wie Laptops oder Tablets sind vom Heimunterricht praktisch ausgeschlossen – und auch manche Lehrer können mit dem Unterrichten über Internet nicht umgehen, beklagen Familien. Jetzt gibt es die Chance, die Situation zu verbessern.
Die SPD-Fraktion im Kreistag hat einen Antrag initiiert, in dem sie gemeinsam mit Bündnis 90/Die Grünen und DIE LINKE. Offene Liste den Kreistag zum schnellen Handeln auffordert, damit an den Schulen niemand mehr abgehängt wird. „Die Gelegenheit ist günstig, weil in Kürze Mittel durch den Bund bereitgestellt werden“, sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Kerstin Geis. „Nun braucht es eine gute Vorbereitung, damit das Geld auch an den richtigen Stellen ankommt!“
Von den 500 Millionen Euro des Bundes für Laptops, Notebooks und Tablets dürften etwa 35 Millionen nach Hessen fließen, davon 1,5 Millionen in den Kreis Groß-Gerau. Das klingt nach viel Geld, reicht aber nicht: Bei einem Preis von 250 Euro könnten etwa 6.000 Endgeräte beschafft werden. Im Kreis gibt es aber knapp 33.000 Schülerinnen und Schülern, ohne die Grundschulen noch etwa 23.000.
Zuerst Klarheit schaffen, dann richtig verteilen – und fit machen
„Darum müssen wir erreichen, dass jetzt diejenigen Endgeräte geliehen bekommen, die sie wirklich brauchen“, erklärt Geis. Sie fordert, dass der Kreis zunächst feststellt, wo genau es heute fehlt: „Es gibt schon Förderungsmöglichkeiten an den Schulen, und teilweise werden Leihgeräte nicht abgefragt, weil die Jugendlichen lieber ihre eigenen benutzen.“ Hier müsse zunächst Klarheit geschaffen werden. „Außerdem muss der Support für die Geräte mit seinen Kosten im Vorfeld geklärt sein.“
Der Antrag nimmt aber auch die Lehrerkräfte in den Blick. Derzeit benutzen die oft ihre eigenen Geräte, um mit den Klassen zu kommunizieren. „Alle Lehrerinnen und Lehrer müssen mit digitalen Endgeräten für die dienstliche Nutzung ausgestattet werden“, betont die Fraktionsvorsitzende, „damit digitale Bildungsangebote wirklich funktionieren.“ Und Technik allein genügt nicht: Das Medienzentrum des Kreises solle ein Fortbildungsprogramm für Lehrkräfte organisieren, damit diese die Möglichkeiten des digitalen Unterrichts auch sinnvoll nutzen können.