Erster Unverpackt-Laden im Kreis – aber lohnt sich das? Die SPD fragt nach
Eine Tonne voller Verpackungsmüll, und das jede Woche – die meisten haben sich daran gewöhnt, dabei ist die Plastikflut ein großes Problem. Dass es auch anders geht, zeigt der erste verpackungsfreie Laden im Kreis Groß-Gerau: „Tante Erna Unverpackt“ in Mörfelden. Ist das ein Modell für die Zukunft? Die Kreistagsfraktion der SPD hat es sich angeschaut und nachgefragt.
„Inzwischen müsste jedem klar sein, dass der Verpackungswahn nicht zukunftsfähig ist“, sagt die Fraktionsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Kerstin Geis. „Das Versprechen eines weitgehenden Recyclings hat sich als Märchen entpuppt.“ Stattdessen sind Kunststoffteilchen aus Verpackungen inzwischen an jedem Ort der Erde nachweisbar: „Überall in Erde und Wasser findet sich das Plastik und kehrt über Pflanzen und Tiere zurück zum Menschen, in dessen Organen es sich ablagert“, verdeutlicht Geis. „Darum brauchen wir andere Wege, wie sie uns der Unverpackt-Laden aufzeigt.“
Früher war es normal, Dinge des täglichen Bedarfs unverpackt zu kaufen, höchstens in einer Papiertüte – heute müssen wir das erst wieder lernen. Eigene Gefäße mitzubringen fühlt sich zuerst seltsam an. Dabei ist es ein kleiner Schritt zu einem anderen Konsumverhalten: „Wenn wir unseren Kindern und Enkeln eine bewohnbare Erde hinterlassen wollen“, sagt Geis, „müssen wir mal die Bequemlichkeit überwinden, die uns in den letzten Jahrzehnten anerzogen wurde.“
Erdbeeren im Januar – ökologisch ein Wahnsinn
Auch Sylvia Landau-Hahn, Inhaberin des Ladens, hat das Problem der Vermüllung erkannt und sich darum zur Eröffnung des Ladens entschlossen. Und hat damit einen Nerv getroffen: „Die Leute kommen zu uns“, erzählt sie. „Und nicht nur aus Mörfelden-Walldorf, die hohe Nachfrage auch aus dem Umkreis hat mich überrascht.“ Dabei geht es ihr um mehr als Verpackung: Regional ist ihr Angebot, ohne Lieferketten über Kontinente hinweg, zudem der Saison angepasst. Kerstin Geis stimmt zu: „Man muss nicht im Januar Erdbeeren essen, die von der anderen Seite der Erde eingeflogen wurden. Ökologisch ist das Wahnsinn.“
Aber ist der Laden auch wirtschaftlich? Auf die Frage von Werner Schmidt, Stadtverordnetenvorsteher in Mörfelden-Walldorf, antwortet Landau-Hahn mit „Ja und Nein“. Vorläufig geht sie von Montag bis Mittwoch einer anderen Beschäftigung nach, Donnerstag bis Samstag öffnet sie den Laden – der kostensparend im Haus der Familie untergebracht ist.
Durch die begrenzten Öffnungstage kann sie keine Frischwaren wie Obst und Gemüse anbieten – aber wenn die Nachfrage weiter steigt, ist vieles möglich. Auch das Sortiment soll wachsen, so sucht Landau-Hahn noch nach Käse- und Getreidelieferanten aus der Region. Die Kundschaft jedenfalls ist da.
Die Mitglieder der SPD-Fraktion bekunden ihre Unterstützung für das Konzept eines bewussteren Lebens – mit gutem Gewissen und viel weniger Müll. „In diesem Laden sieht man, dass eine nachhaltige Lebensweise nicht Verzicht bedeutet“, sagt Kerstin Geis, „sondern Genuss bereitet und Freude macht.“ Mehr Informationen zum ersten Unverpackt-Laden im Kreis stehen im Internet auf tante-erna.de