Im Kreis noch gut aufgestellt / Kultusministerium tut seinen Job nicht
Große Herausforderungen erwartet Kerstin Geis, Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion und Landtagsabgeordnete, für das neue Schuljahr, das am Montag beginnt. „Wir alle gehen mit einiger Unsicherheit in diesen Neustart“, betont sie, „das betrifft Lehrkräfte und Schulleitungen ebenso wie die Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern.“ Aber auch die Politik habe in den vergangenen Monaten schmerzlich aufgezeigt bekommen, wo Defizite liegen – und diese müssten jetzt entschlossen angegangen werden.
Sie vermisst etwa ein schlüssiges Hygienekonzept des Kultusministeriums, das einen sicheren Regelbetrieb an den Schulen gewährleisten könnte. „Stattdessen hat die Landesregierung die Verantwortung an die Schulleitungen abgeschoben“, kritisiert Geis. Zu den Forderungen der Hessischen Sozialdemokraten gehört ein „Plan B“ für den Fall der Fälle: „Wenn sich zeigt, dass das Risiko zu groß ist, dürfen wir nicht wieder herumexperimentieren wie vor einigen Monaten. Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wie auch Lehrkräften muss an erster Stelle stehen.“ Es brauche dann ein fertiges Konzept, etwa für einen Wechsel von Präsenz- und Fernunterricht.
Hessen hat Digitalisierung verschlafen
Dafür müsse das Land endlich die Defizite an den Schulen beseitigen: „Wir sind ja auch deshalb zum Präsenzunterricht gezwungen, weil Hessen die Digitalisierung des Lernens verschlafen hat“, sagt Geis deutlich. Es gebe weder digitale Lehrpläne, noch genug Endgeräte für Lehrkräfte und Lernende oder die nötigen Fortbildungen für Lehrkräfte. „Seit mindestens zehn Jahren verspricht die Landesregierung Konzepte für das digitale Lernen – aber nichts ist passiert. Im Kreis Groß-Gerau stehen wir noch relativ gut da, weil wir uns als Schulträger bei diesem Thema stark engagieren“, so Geis.
Man könne die Versäumnisse des Landes aber nicht alleine auffangen: „Es waren Schülerinnen und Schüler vom Unterricht über Internet ausgeschlossen, weil sich ihre Eltern die nötigen Geräte nicht leisten können. Das darf nicht mehr passieren!“ Unter CDU und Grünen habe die Chancenungleichheit in Hessen zugenommen. „Unser Ziel dagegen ist die Chance auf gute Bildung für alle, unabhängig vom Geldbeutel. Durch eine bessere digitale Ausstattung, echte Ganztagsschulen, Schulsozialarbeit, individuelle Förderung – und natürlich ausreichend Lehrerinnen und Lehrer, die wiederum mit mobilen Dienstgeräten ausgestattet werden müssen.“
Als „schlechten Witz des Kultusministeriums“ bezeichnete Geis die Ankündigung, dass nun alle Lehrerinnen und Lehrer eine dienstliche E-Mail-Adresse bekommen sollen: „Wir leben im Jahr 2020, da müssten alle Lehrkräfte in Hessen längst in der Lage sein, per E-Mail mit ihren Schülerinnen und Schülern und deren Eltern zu kommunizieren. Die Corona-Krise hat auf erschreckende Weise deutlich gemacht, wie weit unser Bundesland hier zurückliegt.“