SPD besucht Polizeistation Rüsselsheim / Rassismus-Vorwürfe aufklären
Die Polizei in Zeiten von Corona: Einerseits wichtig wie nie, andererseits mit Vorwürfen konfrontiert. Um sich ein eigenes Bild zu machen, besuchten Vertreterinnen der SPD-Fraktion im Kreistag die Polizeistation Rüsselsheim. Sie bekamen Einblick in die Arbeit, sprachen aber auch aktuelle Probleme an – Stichwort Rassismus.
„In den Medien konzentriert sich die Darstellung der Polizei derzeit oft auf Vorwürfe rassistischer Gewalt“, so die Fraktionsvorsitzende Kerstin Geis. „Wir wollen da genauer hinsehen.“ Polizeidirektor Tim Heinen, Leiter der Direktion Groß-Gerau, und Hauptkommissar Torsten Hahn, stellvertretender Leiter der Polizeistation, erklärten die Situation in Rüsselsheim. Und die ist nicht leichter geworden.
Das Klima auf den Straßen ist rauer als früher, Respektlosigkeit und Gewalt haben zugenommen – oft unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen. Der Hintergrund aber sind soziale Probleme: Junge Leute sehen keine Perspektive, glauben nicht an einen Aufstieg durch Leistung, etwa einen Schulabschluss. Verdruss und Aggressivität sind die Folge. Besonders bei jungen Männern ist das zu erleben, abhängig auch von den Eltern. Wer zuhause nicht die entsprechenden Werte vermittelt bekommt, versteht nie, dass er sein Leben selbst erfolgreich gestalten kann.
Wie kann man gegensteuern? Kerstin Geis: „Wir als SPD stehen hinter dem Konzept der Ganztagsschule, die Kinder und Jugendliche von der Straße holt, ihnen Struktur und sinnvolle Beschäftigung gibt.“ Dafür brauche es eine Zusammenarbeit der Schulen mit Vereinen und anderen Organisationen, um etwa Sportangebote zu integrieren.
Rechtes Netzwerk: Schnellstens aufräumen
Beim Thema Rassismus und dem Verdacht eines rechten Netzwerks innerhalb der hessischen Polizei bestand Einigkeit: Es braucht schnelle Aufklärung, aber keinen Generalverdacht. „Manche Beamten werden jetzt grundlos als Nazi beschimpft“, berichtet Hauptkommissar Hahn. „Wenn es ein rechtes Netzwerk gibt, muss damit schnellstens aufgeräumt werden.“ Wo manche Rassismus sehen, können aber auch Sachgründe vorliegen, erklärt Michael Reinhart, Schutzmann für Rüsselsheim. Kontrollen werden je nach Täterbeschreibung und nicht nach Vorurteilen ausgerichtet.
Was die Corona-Pandemie gezeigt hat: Die Polizei ist systemrelevant und leistet auf vielen Gebieten Arbeit für die Gesellschaft. „Das sollten sich junge Leute mehr bewusst machen“, wünscht sich Polizeidirektor Heinen. „Wir würden uns über mehr Bewerber für unseren krisensicheren Job freuen – Frauen wie Männer, und natürlich aus jedem möglichen Kulturkreis.“
Ein aufschlussreicher Besuch: „Die Polizei ist während der Corona-Pandemie stark gefragt und leistet dabei gute Arbeit“, betont Kerstin Geis. „Von der Öffentlichkeit wird das leider zu wenig gewürdigt.“